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"Bee Hotels" von Studie kritisch hinterfragt

19.03.2015 09:59 | Kommentare ( 3 )

Kategorien: Diverses Nisthilfenbau

Wichtige Hinterfragung: Verkommen "Bee Hotels" zu "Bee-Washing" (-> Greenwashing)?
Eine in Kanada 2011-2013 durchgeführte Studie stellt "Bee Hotels" und deren Bedeutung in Frage:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0122126

Sie zeigt auf, wie Nestboxen in den 1950er Jahren entwickelt und für Zucht und Forschung eingesetzt wurden. Der Einsatz als "Hotels"/Nisthilfen in urbanen Strukturen ist ein eher neues Phänomen. Die Studie geht der bedeutenden Frage nach, ob diese tatsächlich Wildbienen fördern?
Aufgezeigt wird dabei, wie diese unnatürliche Konzentration Probleme in Bezug auf Parasiten und Krankheiten mit sich bringt.

Schliesslich warnen die Forscher eindrücklich davor "Bee-Washing" zu betreiben wie "Green-Washing", indem Hersteller/Anbieter und Befürworter von künstlichen Nisthilfen irreführende Angaben und Argumente vorbringen. Um dieses "Bee-Washing" zu minimieren, braucht es mehr Forschung zur Frage, was sie bringen. Sie sind nützlich für Studien rund um Ökologie und Verhalten sowie für die educative Umweltbildung.

Nötig wären Vergleiche von künstlichen zu natürlichen Nistplätzen. Speziell sollten die Designs verbessert werden nach natürlichem Vorbild in Bezug auf das verwendete Material und den Einsatzort.
Aktuell werden Hotels angeboten die aus gänzlich ungeeignetem Material bestehen die gar zu einer höheren Sterblichkeit der Brut führen. Die Forscher sprechen sich für mehr Forschung aus und für mehr Verantwortungsbewusstsein bei den Anbietern/Herstellern von "Bee Hotels", damit die Strukturen negative Effekte minimieren und sie wirklich sinnvolle Werkzeuge für Spezialisten und Bürger werden.

... dies bestärkt uns bei wildBee in unserer zunehmend kritischen Haltung gegenüber künstlichen Nisthilfen (insbesondere "Wildbienen-Hotels") und wir hoffen, es wird auch hierzulande eine Studie und kritische Diskussion dazu geben ....

Wildbienen-Hotels sind längst auf dem Weg, kontraproduktiv zu werden und wir sehen mit Sorge, wie unkritisch auch grosse Verbände sich auf solche Angebote/Produkte einschiessen, statt sich mit den natürlichen Nistplätzen zu befassen und solche zu fördern - das wäre echter Wildbienenschutz ...

Link direkt zum PDF:
http://www.plosone.org/article/fetchObject.action?uri=info:doi/10.1371/journal.pone.0122126&representation=PDF
Veröffentlicht am 18.3.2015

#wildbiene #wildbienen #Hotel #wildbienenhotel #insektenhotel #Bee-Washing #Greenwashing #nisthilfen #Beehotel #Beehome #bienenhotels

Bild: A. Bee hotel on a rooftop in London, UK (Photo: Thierry Spiess). B. Cartridge-style hotels made by bundling wood (left) or plastic (right) cartridges having drill holes along one edge for opening, inspecting and cleaning. C. Bee hotel having different nesting tube widths made of cardboard and enclosed in a PVC pipe for protection (Photo: Ed Snodgrass). D. Ant colony (Tetramorium caespitum) that took over an unmaintained bee hotel. E. An ichneumonid wasp parasitizing Osmia sp. through a cardboard nesting tube. F. Damage to the faceplate and nesting tubes in a bee hotel by an unknown bird. oi:10.1371/journal.pone.0122126.g001

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Kommentare

Künstliche Nisthilfen ?

Erstellt: 20.05.2016 10:33 Autorenname: Hanspeter Müller

Das Anfertigen oder Beschaffen von künstlichen Nisthilfen bedeutet einen wertvollen Zugang zum Wissen und Kennenlernen der Lebensgrundlagen der Wildbienen. Es scheint mir wichtig, festzuhalten, dass mit diesem Mittel ein erster Schritt in ein persönliches Engagement für Wildbienen getan werden kann. Was folgt in der Regel eine Vertiefung des Wissens und Erkennens der Lebensweise und der existenziellen Wichtigkeit dieser Lebewesen. Mit dem Sichtbarmachen der Geschehnisse bei einer Inbetriebnahme einer Nisthilfe kann mit intensiver Beobachtung festgestellt werden, dass die Hilfe dankend angenommen wurde. Wenn durch dieser einfachen Art eine Person gewonnen werden kann und sich damit der Existenz und der Wichtigkeit der Wildbienen widmet, ist viel erreicht. Es folgen auftauchende Fragen, die wiederum Antworten verlangen. Eine zwangsläufige Wissenserweiterung ist die Folge von Nachforschungen in Fachliteratur und Konsultationen bei Fachleuten. Bald wird klar, dass mit der beschrittenen Hilfestellung nur einem Bruchteil der Arten geholfen werden kann. Man erkennt, dass die am meisten betroffenen und vom Aussterben bedrohten Arten eine andere Unterstützung benötigen. Die erforderlichen Vorkehrungen sind aber relativ aufwendig und nur unter Einbezug von nutzbarer Umgebung möglich. Eine ganz wichtige Hilfestellung liegt bei der Installation und Pflege der Nahrungsquellen. Ausschlaggebende Bedingungen sind Blütenarten, Blütenzeit und die Bienenfreundlichkeit. Dieses Wissen ist Voraussetzung beim Betreiben und Installieren der entsprechenden Anlagen und kann durch Konsultation von Fachliteratur erworben werden.. Die Sicherstellung der Ernährung bedeutet neben der artgerechten Unterkunft eine lebenswichtige Voraussetzung.

Voll einverstanden

Erstellt: 29.12.2015 14:46 Autorenname: Gertrud Baumann

Damit bin ich, Laie, voll einverstanden. Habe seit Jahren ein grösseres "Insektenhotel" auf dem Fenstersims, regengeschützt aber Kälte und Hitze ausgesetzt. Löcher von verschiedenster Grösse, in diversen Materialien. Es dauerte rund 2 Jahre, aber nun sind jeden Herbst mehr Löcher besetzt, und jeden Frühling liegt mehr alter "Mörtel" herum von jenen, die ausgeflogen sind. Nur die Löcher im Lehm werden nie genutzt. Bienen habe ich nur 1-2 mal nisten oder sich einrichten gesehen; nehme an, es waren solitäre Wildbienen. In den meisten Löchern wohnt eine Vielfalt von andern Insekten. Leider habe ich keinen Garten, nur drei Kistli mit nativen Wildpflanzen unter dem 'Hotel' (alles andere geht im Muotatal sowieso zugrunde) Doch die richtige 'Natur' ist nicht weit. Natürlich sagt mir der gesunde Menschenverstand, dass künstliche Wohnlöcher allein nichts bringen; aber es geht doch auch um das Bewusstsein und die Bereitschaft, sich so naturfreundlich wie möglich zu verhalten (darum auch kaufe ich prinzipiell Bio und lokal) statt in verzweifelte Ohnmacht zu verfallen, weil mir die Menschheit vor meiner Nase die Natur kaputt macht ...

Auch Kritik kritisch hinterfragen

Erstellt: 08.10.2015 12:18 Autorenname: Thomas Marty

Es ist unterstützenswert, wenn die Methoden im Naturschutz immer wieder hinterfragt und verbessert werden. Schutzmassnahmen sollen tatsächlich am meisten den Zielarten nützen und dieses Ziel nicht durch wirtschaftliche Gedanken verwässert werden. Aber die Natur mit allein schon in der Schweiz mehreren zehntausend Arten und den Interaktionen zwischen ihnen ist so kompliziert und undurchsichtig, dass es manchmal unmöglich scheint, zu entscheiden, ob bei einer Massnahme die positiven oder negativen Aspekte überwiegen. Im Fokus einer Massnahme stehen immer recht kleine Artengruppen aus dem Gesamtspektrum, seien es seltene Magerwiesenpflanzen, Schmetterlinge oder Wildbienen. Der weitaus grösste Teil der Arten, etwa Trauermücken, Raupenfliegen, Rostpilze oder Pflanzenläuse (es gäbe 100 weitere Beispiele) kommt, weil sie für die Menschen weder schön noch nützlich erscheinen, sowieso nie in den Genuss von Förderungsmassnahmen. Nun sind aber auch Gold- oder Schlupfwespen, Trauerschweber oder die Milben, die die Bienen befallen, biologische Arten, von denen es objektiv gesehen keinen Grund gibt, sie als minderwertig (gegenüber den Bienen) zu betrachten. Das Bienenhotel bietet also weit mehr Arten eine direkte oder indirekte Lebensgrundlage, als den "wenigen und sowieso schon häufigen" Wildbienenarten. Die Nisthilfen als "Nichtsnutzig" und nur von naturpädagogischem Wert abzutun, greift deshalb genau so kurz, wie die Meinung, es sei mit dem Bau eines solchen Häuschens alles getan. Ich sehe in der Wissenschaft im generellen und im Naturschutz im Speziellen die Unart, dass neue Erkenntnisse, die alles bisherige über den Haufen werfen, mit gleicher Naivität aufgenommen werden, wie das der alten Handhabung gleichzeitig vorgeworfen wird. Es spricht nichts dagegen, neue Erkenntisse genau zu studieren und allenfalls in die Überlegungen vom künftigen Artenschutz mit einzubeziehen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass eine einzelne neue Studie mehr Wahrheit enthält, als alle bisherige Erfahrung zusammen. Ich begrüsse es, wenn Wildbienenschutz sich optimiert. Er soll auf KEINEN Fall auf Wildbienenhotels beschränkt sein. Warum sollen sie jedoch nicht mit artenreichen Blumenwiesen und offengehaltenen Boden/Sandlinsen kombiniert werden? Wildbienenhotels so unkritisch schlecht zu reden, wie sie früher hochgelobt wurden, ist überhaupt nicht zielführend. Es vermiest einer Geration von Kindern, die sich Mühe gegeben haben, ihr bestes für die Natur zu tun, die Laune und gibt dem Normalo den Eindruck, dass man sowieso alles nur falsch machen kann. So abgeschreckt wird aus dem Normalo auch in Zukunft kein Bienenexperte.

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