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Insekten – Liebe zum Lebendigen

15.06.2017 14:54   |  Kommentare ( 0 )
Kategorien:   Diverses  

ACHTSAMKEIT UND INSEKTENSTERBEN

 

Insekten – Liebe zum Lebendigen

Welche Haltung nehmen wir gegenüber Insekten ein? Wie erleben wir sie und wie erleben sie uns? 80% der Tierarten der Welt sind Insekten. Dennoch wissen wir weit mehr über die wenigen Säugetiere auf dem Planeten, als über Insekten. Für unser Ökosystem sind jedoch die Insekten entscheidend. Sie erst machen den Planeten für uns bewohnbar, schaffen das Gleichgewicht, in dem wir überlebensfähig sind, bestäuben Pflanzen, die unsere Nahrungsgrundlage sind. Sie verdienen durch diese enorme Bedeutung weit mehr Aufmerksamkeit, als wir ihnen zugestehen.

Dieser Beitrag handelt deshalb von der Liebe zum Lebendigen, die ich für Insekten entdeckt habe und in anderen wecken möchte.

EINE LIEBESERKLÄRUNG VON DEBORAH MILLETT

 

Das Erleben: Eine Gehörnte Mauerbiene fliegt mir zu, setzt sich auf meinen Finger, macht Pause. Ist es nur, weil ich in der Sonne stehe? Weil die Wärme meiner Haut attraktiv ist und sie anzieht? Könnte ich für die Biene ebenso gut ein Baum sein oder ein Stein auf dem Weg zwischen Blüte und Nistplatz? Wir sehen uns an, die Fühler richten sich mir entgegen. Ich werde eingeschätzt – könnte ich eine Gefahr sein? Nein, sie «spürt», dass ich sie nicht bedrohe. Sie entspannt sich, richten ihren Körper der Sonne zu, die 6 Beine suchen sanft Halt auf meiner Hautoberfläche, sie drückt die Unterseite ihres Körpers an meine warme Haut, es kitzelt – ganz leicht. Nach einer kurzen Pause beginnt sie sich zu putzen. Geschickt reinigt sie mit den Beinen die langen Fühler, den Pelz, die lange Zunge, die Augen, den Rücken, den schönen Hinterkörper und wippt dabei rhythmisch auf und ab. Sie strahlt in diesem Moment Lebensfreue aus – oder ist es meine, die ich durch die Begegnung empfinde und auf sie projiziere?


 

Wissenstand: Wir wissen leider nicht, was Insekten fühlen.
Wir können nur ahnen, was sie bewegt, wie sie die Welt wahrnehmen.
Hat diese Biene ein Bewusstsein? Sicher hat sie ein solches für den Raum, die Welt, in der sie sich bewegt. Ist es auch ein Selbst-Bewusstsein?
Zweifellos reagieren Insekten – sie können ausweichen, drohen, angreifen … sind das alles nur Instinkte und Reflexe? Haben sie Empfindungen, Gefühle?

Persönliche Einschätzung: Nach unserem Kontakt, unserer Begegnung, kann ich selbst nicht daran zweifeln.
Täglich überraschen mich Insekten von neuem, weil ich offen bin für diese Interaktion, den Dialog. Oft werde ich gefragt, weshalb mir so gute und nahe Fotos von Insekten gelingen? Ich bin überzeugt, es liegt daran, dass Tiere «spüren», dass von mir keine Gefahr ausgeht, dass ich sie respektiere, wertschätze und ihnen mit Achtsamkeit begegne. So können sie sich auf unsere Begegnung einlassen, erlauben mir Beobachtungen, wie sie leider vielen Menschen verborgen bleiben.

Die Beichte: Es gelingt nicht immer, leider. Ich bin auch schon auf eine Schnecke getreten, habe eine Ameise übersehen, einen Schmetterling überfahren, genervt eine Mücke erschlagen – emotional schmerzhafte Erlebnisse auch für mich zweifellos. Sich etwas mehr Zeit nehmen, vorsichtiger agieren, das Gegenüber in seinem Dasein anerkennen – es hätte ihr Leben gerettet. Es hing voll und ganz von meinem Verhalten ab.
Ich versuche mich selbst damit zu trösten, dass es nicht absichtlich geschieht – was für die Mücke natürlich leider nicht gilt. Inzwischen habe ich Übung darin, auch Mücken einzufangen und draussen freizulassen. Kein schrecklich zerquetschten, blutenden, zuckenden Tierkörper mehr, keine Reue mehr nötig. Ein gutes Gefühl.

Zukunftsfähig: Heute praktiziere ich so gut es mir möglich ist, Respekt, Achtsamkeit und Wertschätzung allen Lebensformen gegenüber und geniesse Harmonie in Haus & Garten mit allem, was lebt.

 

 

Feindbild Insekten

Für viele andere Homo sapiens sind Insekten leider nicht nur fremd, sondern beängstigend. Viele Kinder bekommen von ihrem Elternhaus den Eindruck, dass Insekten uns Menschen einzig zu schaden trachten, uns unablässig beissen und stechen wollen und man Angst haben muss vor ihrer Hinterlist und Gemeinheit. Was natürlich keineswegs zutrifft.

Insekten sind ganz einfach anders, und uns leider mangels Wissen zu ihrer Lebensweise und Erfahrung im Umgang mit ihnen fremd. Die Vielfalt scheint uns kaum überschaubar ...

Ich verbringe viel Zeit im Freien, mitten in Wiesen und Wäldern, bewege mich im Lebensraum dieser Insekten und erlebe sie so ganz anders: Werde so gut wie nie gestochen oder gebissen. Im Gegenteil sind die Begegnungen erfreulich, bereichernd, spannend, lehrreich. Gut, manchmal bleibt mir der Atem stehen, vor so viel Schönheit und Faszination – aber dafür können die Insekten nun wirklich nichts.

 
Ich bin Leben,
das leben will,
inmitten von Leben,
das leben will.
Albert Schweitzer

 


Sind Insekten empfindungsfähig?

Wer Insekten keine Empfindungsfähigkeit zugestehen kann, findet diese Annahme absurd. Genauso absurd empfindet es jedoch jemand, der von ihrer Empfindungsfähigkeit überzeugt ist, wenn ihnen diese abgesprochen wird.

Nach aktuellem Stand der rechtlichen Situation in der Schweiz gelten Bienen als nicht empfindungsfähig und sind als Wirbellose deshalb nicht durch das Tierschutzgesetz geschützt. Dies entspricht jedoch nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft: Eine britische Studie hat gezeigt, das Honigbienen depressiv werden können und auf neue Situationen zurückhaltender reagieren, nachdem sie ein negatives Erlebnis hatten. Allein dies müsste den Bundesrat veranlassen, auch bei Bienen eine Ausnahme zu machen, wie sie bereits für Panzerkrebse oder Kopfflüssler ausgeweitet wurde (siehe auch rechtliche Situation)

Doch wer hat bei Bienen oder anderen Insekten ein Interesse daran? Manche würde dies einschränken in ihrem Umgang mit Bienen: Imkerschaft, Produzenten von "essbaren Insekten", Zuchthummel-Produzenten, Mauerbienen-Vermehrer, Insektizid-Hersteller etc.

Das «Leiden» der Insekten bewegt manche nur wenig. Schwer ist es, Fördermittel für den Schutz der Insekten zu erhalten. Vielleicht ist das mitunter ein Grund, weshalb soviele Insektenarten vom Aussterben bedroht sind ...

Manchmal überrascht ein Kunstprojekt zum Thema Insekten, und zeigt sich bei genauerer Betrachtung dann doch leider nur als Greenwashing.

 

Entscheiden Sie bitte selbst bei diesem Video, ob Sie diese Bienen für empfindungsfähig halten, oder nicht:

 

 

Kann die Wissenschaft dazu Erkenntnisse liefern?

Leider kann uns die Wissenschaft bei den Fragen zur Empfindungsfähigkeit von Wirbellosen nur begrenzt weiterhelfen. Und könnten und wollten wir uns dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen? Wie glaubhaft sind sie für Tierfreunde, die Tierversuche ablehnen? Wissend, dass die Aussagekraft unter Laborbedingungen und unter oft schon fragwürdiger Versuchsanordnung entstehen und unter dem Einfluss der Interessen der Auftraggeber? Sind diese Tierversuche vertretbar, die Resultate  aussagekräftig und verwertbar - wenn aus Unrecht niemals Recht wird?

Brauche ich persönlich eine Studie, die mir «beweist», dass Insekten empfindungsfähig sind? Und ändert das aktuelle «Fehlen» oder «Belegen» dieses Beweises etwas an meiner Einstellung, meinem Verhalten, meiner Liebe zu Insekten?
Genügt mir ganz einfach mein Mitgefühl, Gerechtigkeitsempfinden und Herz?

 

Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten.
Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
Arthur Schopenhauer

 

In der Hand der Grosskonzerne

Was uns die Natur kostenlos schenkt ist nicht im Sinne der multinationalen Grosskonzerne. Es wird alles zu Geld gemacht, was sich monetarisieren lässt: Wasser in Flaschen, die Bestäubungsleistung von Bienen. Die Pläne übertreffen die Vorstellungskraft und sind deshalb schwer zu durchschauen.

Bestäuber vorsätzlich vergiften, damit man genmanipulierte Pflanzen verkaufen kann, Laborgemüse, Terminator-Saatgut von Pflanzen, die sich nicht mehr vermehren können? Bestäubung kaufen durch Roboterbienen? Wer das als Verschwörungstheorie abtun will, dem vergeht das lachen nach einer seriösen Recherche schnell. Längst werden Nutzpflanzen so gentechnisch verändert, dass sie unabhängig von Insektenbestäubung sind - ganz im Interesse der Konzerne (Video), deren Oligarchie die Demokratie längst abgelöst hat. Mit Subventionen, Freihandelsabkommen & Co. können Konzerne und Landwirtschaft längst den Willen der Konsumenten übergehen, der Markt mit Angebot und Nachfrage spielt längst nicht mehr. Nach aussen wird aber weiter dem Konsumenten unterstellt, er sei nicht bereit höhere Preise zu bezahlen für nachhaltig produzierte Produkte. Längst ist sichergestellt, dass wir als Steuerzahler und Konsumenten zwar finanzieren, aber letzlich in keinerlei Weise mitbestimmen.

 

Was ist ein Schädling?

Die intensive Landwirtschaft will uns mit viel Lobbing und Marketing weiss machen, man könne die Welt nicht ohne Pestizide ernähren. Verschiedene Studien zeigen, dass diese Behauptung wissenschaftlich nicht haltbar ist und sogar das Gegenteil der Fall ist. Zukunftsfähig ist nur der Weg mit der Natur, nicht gegen sie. Pestizide sind ein Teufelskreis: Es braucht immer mehr Mittel, immer toxischere.

Doch was ist denn überhaupt ein Schädling? Und was ein Nützling? Diese Situationen sind immer Mensch gemacht. Die Natur gleich aus - wenn ihr die Gelegenheit dazu geboten wird.

 

Der Krieg gegen die Insekten

Das die faszinierende und wichtige Welt der Insekten vielen Menschen verborgen ist, hat fatale Folgen: Viel zu schnell greift man zur Fliegenklatsche oder zum Insektenspray. Ganze Wandregale in Gartencentern sollen den Vernichtungswunsch stillen: Insektizide. Ein erschreckendes Tötungs-Arsenal liegt bereit mit der entsprechenden Kriegsrethorik. Dabei gäbe es immer eine Alternative, die das Leben der Insekten schonen und eine nachhaltige Lösung böte.

Erschreckende 2000 Tonnen Pestizide bringen Schweizer Landwirte jährlich aus, vernichten damit auch viele Nützlinge, belasten damit Böden, Luft und Wasser, unsere Lebensmittel, unsere Gesundheit. Gegen den Willen der Bevölkerung, der Konsumenten, die bislang erfolglos Pestizidreduktionen fordern und mitanschauen müssen, wie sich Landwirte einfach nicht an Zielvereinbarungen halten. Mindestens 50% liesse sich einsparen, Zukunft hat nur eine Landwirtschaft ohne synthetische Pestizide.

 

.. und seine Folgen: Insektensterben

Was geschieht, wenn man Insekten nicht achtet, wenn man sie so intensiv bekämpft, sehen wir nun beim dramatischen Artensterben.

Fuhr man früher übers Land, hatte man oft so viele Insekten auf der Windschutzscheibe, dass man regelmässig an Tankstellen anhalten musste, um die Scheibe für die Weiterfahrt zu reinigen. Heute ist dies so gut wie nicht mehr der Fall.
Was bedeutet das enorme Fehlen dieser Insekten für das Ökosystem?

Heute stehen wir einem noch nie dagewesenen Insektenschwund gegenüber. Es ist 5 vor 12, die Uhr tickt: Wissenschaftler schlagen Alarm und machen sich grosse Sorgen, insbesondere bei Wildbienen. Bestandeseinbrüche von bis zu 80% werden gemeldet.

Bis zum Jahr 2022 könnten
viele Insekten und Wildbienen ausgestorben sein.
 

Die enorme Bekämpfung durch Pestizide, das Abtöten ihrer Nahrungsquellen durch Herbizide, die Zerstörung ihrer Lebensräume durch ausgeräumte Landschaften: unser Krieg gegen die Insekten präsentiert uns nun die Rechnung: Kaum noch summen, brummen, flattern, kriechen und krabbeln. Tötelig still ist es, grün oder grau statt bunt, Monokultur statt Vielfalt, versiegelte Flächen, zerschnittene Lebensräume, lebensfeindlich.

Die Rechnung zahlen viele weitere Tiere, die von Insekten und ihrer Leistung für das Ökosystem abhängig sind. Das Artensterben betrifft auch Vögel, Amphibien, Säugetiere – unsere Zukunft.

 

Wenn die Bestäuber einmal von der Erde verschwinden,
hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.
Vielleicht etwas korrekter als das oft zitierte Zitat ...

 

 

In der intensiven Landwirtschaft fehlen Bestäuber

Inzwischen fehlen in jenen Gebieten mit intensiver Landwirtschaft die nötigen Bestäuber. Einerseits sind viele Landwirtenicht mehr selbst Imker, doch viele Imker wollen ihre Honigbienen auch einfach nicht mehr den enormen Mengen der dort eingesetzten Pestizide aussetzen und Verluste hinnehmen. Wildbestäuber können sich mangels Lebensraum, Überdüngung, Bodenverdichtung, ausgeräumten Landschaften, fehlenden Kleinstrukturen und Nahrungsmangel nicht mehr von selbst Einfinden.

So kaufen Landwirte andere Bestäuber, die sogar empfindlicher auf Pestizide reagieren als Honigbienen: Zuchthummeln aus den Laboren, aus Privatgärten entnommene Mauerbienen per Shop ... Nicht, dass man sich dann bestäuberfreundlicher verhalten würde – die Insekten werden nur durch andere ersetzen, die es richten (ihr Opfer bringen) sollen, ohne das man den Landwirten «reinredet».

Dies geht nur mit einem enormen Eingriff gegenüber diesen «Managed Bees». Darf man das? Was gibt uns das Recht dazu?

 

Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum.
Ei, wir tun Dir nichts zu Leide,
flieg nur aus in Wald und Heide.
Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum.
Kinderlied

 

Die Goldene Regel als ethisches Prinzip

Die Goldene Regel der praktischen Ethik macht es uns eigentlich einfach, solchen Fragen zu beantworten:

Behandle andere so,
wie du von ihnen behandelt werden willst.

Oder umgekehrt als bekannter Reim:

Was du nicht willst,
das man dir tu,
das füge keinem anderen zu.


Ähnliche Merksprüche sind aus andere Kontinenten und Kulturen teils unabhängig voneinander entstanden und überliefert. Sie mahnen zum Perspektivenwechsel, zum moralischen Handeln, zur Fairness.

So beispielweise im Jainismus:  «Hat man das Gesetz erfüllt und die Gleichgültigkeit überwunden, dann sollte man von erlaubter Nahrung leben und alle Lebewesen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will.»
Bekanntes Prinzip ist Ahimsa – das Prinzip der Gewaltlosigkeit und Asteya – das Prinzip, nicht zu stehlen. Beispielsweise nicht Honigbienen den Honig zu nehmen. Beispielsweise nicht Hummeln oder Mauerbienen als Wildtiere aus der Natur zu entnehmen ...

 

Das Fremde ist nur so lange fremd, bis man es sich vertraut gemacht hat

In Mitteleuropa ist dies der Mehrheit der Gesellschaft eher fremd, wie auch die Wirbellosen selbst. Die meisten können heute nur selten eine Art benennen, meist nur ganz oberflächlich die Hauptgruppen wie Bienen, Libellen, Heuschrecken, Schnecken, Spinnen, Käfer, Ameisen, Wespen etc. und auch dann wissen die meisten Menschen nur wenig, wie sich diese Familien auffächern in unzählige Unterfamilien bis hin zur einzelnen Art.

Insekten sind fremd, weil sie als andersartig wahrgenommen und wenig thematisiert werden. Weils sie geringgeschätzt werden. Weil man ihnen oft gleichgültig begegnet. Manchmal ist salopp von «Nützlingen» die Rede, doch nur wenige können sich darunter etwas vorstellen und wehren gleich ab, wenn sie erfahren, dass beispielweise gerade Wespenarten eine grosse Rolle spielen.

Die Haltung ist oft sogar erschreckend ablehnend: man schlägt zu, zerdrückt, zertritt, vergiftet. Manchmal ist es Ängstlichkeit – wenn sie auch äusserst selten begründet ist und die Angst des Gegenübers viel grösser und berechtigter ist. Manchmal ist es unbedarft, fehlende Lebenserfahrung, schlicht Unzulänglichkeit - doch manchmal aber auch die erschreckend totale Gleichgültigkeit dem Anderen, dem Opfer gegenüber.

Diskrimierung aufgrund einer Artzugehörigkeit ist Speziesismus:
Das Leben oder Leid eines anderen Lebewesens wird weniger stark berücksichtigt, einzig weil es andersartig ist.

 

Beispiele aus dem Alltag

Insekten haben vor uns mehr «Angst» als wir vor ihnen – und diese ist auch sehr viel eher begründet:

Eine Hummel hat sich ins Haus verirrt, fliegt immer wieder gegen das Fenster, will hinaus.
Helfen wir ihr, obwohl es keinen wissenschaftlichen Beweis für ihre Empfindungsfähigkeit gibt?  Natürlich helfen wir ihr trotzdem: wir öffnen das Fenster oder fangen sie behutsam ein um sie draussen freizulassen.

 

Es regnet, auf der Strasse ist ein Regenwurm, weiter vorne eine Schnecke vor unseren Füssen.
Nehmen wir Rücksicht, nicht auf sie zu treten? Natürlich tun wir dies, diese kleine Sekunde Rücksicht entscheidet über ihr Leben. Tierfreunde werden die Tiere zudem aus dem Gefahrenbereich in Sicherheit tragen.

 

Der wahrhaft Ethische nimmt sich die Zeit,
einem Insekt, das in einen Tümpel gefallen ist,
ein Blatt oder einen Halm zur Rettung hinzuhalten.
Und er fürchtet sich nicht,
als sentimental belächelt zu werden.
Albert Schweitzer

 

Schon Kinder begleiten wir dabei, auf Insekten Rücksicht zu nehmen, wir leben Achtsamkeit vor.
Spielt es ein Rolle, wenn sie Insekten zertreten oder sie zerdrücken?
Natürlich halten wir sie an, dies nicht zu tun: Wir möchten, dass Kinder den Wert eines Lebens kennen und verstehen, Lebewesen respektieren und sich auch später sozial verhalten und Kleinen und Schutzbedürftigen helfen. Wir lehren sie dies auch am Beispiel von Insekten. (Wann und weshalb ist dies manchen Erwachsenen abhanden gekommen?)

Der arme Käfer, den dein Fuß zertritt,
fühlt körperlich ein Leiden ganz so groß,
als wenn ein Riese stirbt.
Shakespeare

 

Nachts surrt uns eine Mücke um die Ohren. Meist angezogen vom Licht und offenen Fenstern suchen die Weibchen nun im Haus nach Blut für ihren Nachwuchs und der nächste Wirt hier ist nun mal der Mensch.
Schlagen wir zu? Mit etwas Übung lassen sich auch Mücken ganz schnell und einfach mit einem durchsichtigen Glas einfangen und nach draussen bringen. Keine zuckenden, zerquetschten Tierkörper, keine unschönen Blutstreifen die forensische Spuren des Mords hinterlassen.

 

Wespen fliegen an den gedeckten Tisch im Juli.
Am Gartentisch können auch die Späherinnen der Sozialen Wespen ganz einfach mit einem durchsichtigen Glas kurz eingesperrt werden, bis wir fertiggegessen haben. So können sie die «Fressparty» nicht weiteren Arbeiterinnen melden. Nach dem Essen werden die Lebensmittel weggeräumt und die Wespen wieder freigelassen.
Wer weiss, dass im Juli der Hunger sie an unseren Tisch treibt, weil der Mensch durch das grossflächige Mähen ab 15.6. den Nektar als Nahrungsgrundlage der erwachsenen Tiere abgeräumt hat, kann ihr Verhalten verstehen und einordnen.
In unserem Garten wird gestaffelt gemäht und es hat genügend Nahrung von früh bis spät im Jahr – wir haben keine Wespen, die uns «stören». Wir freuen uns von herzen über alle Nest und hoffen insbesondere auf eines von Hornissen ...


 

Love is the answer

Wir können entscheiden, wie wir Insekten begegnen. Welche Massnahmen wir zu ihrem Schutz treffen. Welche Art der Landwirtschaft wir unterstützen mit dem Kauf von Produkten – wie achtsam wir tagtäglich sind, Menschen gegenüber, Pflanzen gegenüber, Tieren wie Insekten gegenüber ...

 

Diese Achtsamkeit, diese Liebe zu Insekten versuche ich vorzuleben und so auch andere für sie zu begeistern, diese Liebe auch in anderen zu wecken ...

 

Natürlich versucht man dabei zu verunsichern, mit allerlei was «nicht möglich» sei, und weshalb man Tiere «bekämpfen müsse» etc. pp. Doch letztlich ist es eben immer im Grunde genommen eigentlich ganz einfach:

Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.

 

Und die Mauerbiene auf meinem Finger? Sie fliegt weiter, geniesst den Lebensraum, den ich ihr und weiteren Insekten biete mit Nistplätzen und Nahrung. Und «freut» sich daran – glaube ich jedenfalls ...

 

 

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