Der Wunsch, Wildbienen zu helfen und zu fördern, ist etwas sehr schönes und lobenswertes. Künstliche Nisthilfen vermögen diesen Wunsch leider nicht zu erfüllen und sind deshalb nicht das Mittel der Wahl.
An Nisthilfen lassen sich einige wenige Arten - die bereits sehr häufig sind und KEINE Förderung brauchen - beobachten, aber helfen tun sie den bedrohten Arten nicht.
Schöngeredet wird der Nutzen von künstlichen Nisthilfen mit der Behauptung, sie hätten einen pädagischen Wert in der Umweltbildung. Gerne werden dann einmal mehr Kinder vorgeschoben und in romantischer Verklärung instrumentalisiert.
Das Umweltbildung auch anders geht, zeigt unsere Erlebniswerkstatt.
Dieser Nutzen ist jedoch nie wissenschaftlich untersucht worden.
Da wir aus hunderten Gesprächen mit "Hotelbesitzern" nicht den Eindrucken hatten, dass ein pädagogischer Nutzen berechtigt geltend gemacht werden kann, haben wir 2016 eine Umfrage dazu gemacht, die unsere Vermutung bestätigt hat:
KÜNSTLICHE NISTHILFEN HABEN IN DEN SELTENSTEN FÄLLEN EINEN NACHHALTIGEN, PÄDAGOGISCHEN WERT.
Die Realität sieht ganz anders aus, das sind unsere Erkenntnisse aus Gesprächen und aus unserer Umfrage:
Nisthilfen sind nicht wie erhofft ein Einstieg, sondern gleichzeitig Endstation für das Thema. Es werden vielleicht noch ein paar Blumen gepflanzt, das ist dann aber meist schon gewesen mit dem Thema. Ganz vereinzelt gibt es natürlich Ausnahmen ...
Natürlich hoffen wir Wildbienenfreunde, dass jeder so begeistert ist von diesem Thema wie wir, doch wir erreichen die Bevölkerung über künstliche Nisthilfen nicht so, wie es das dringende Thema jetzt erfordert!
Wer selbst nicht viel über Wildbienen weiss, verfällt schnell der Versuchung, sich einfach mal ins Nisthilfenbasteln zu stürzen. Viel zu schnell fühlt man sich dann schon als Experte und gibt Tipps weiter. Leider sind auch viele Umweltorganisationen diesem Fehler erlegen. "Insektenhotels" sind die Schnelllösung gegen das Insektensterben. Sie werden fanatisch und unkritisch propagiert, mit missionarischem Eifer und in blindem Aktionismus. Dabei sieht man das grosse Ganze gar nicht mehr, um das es eigentlich gehen sollte: eine echte Zukunft für Wildbienen.
Gerade deshalb ist es so wichtig und nötig, ganz klar zu sagen, das Nisthilfen eben keinen Beitrag leisten und der pädagogische Nutzen eine Illusion ist.
Nach einigen Jahren kommt dann das grosse Augenreiben: Während das "Insektenhotel" verlottert erkennt man, dass die grossen umweltpädagogischen Ziele Wunschdenken waren, die sich nicht erfüllten.
Gross ist dann die Ernüchterung und (berechtige) Empörung bei den "Hotelbesitzern", die sich fälschlich als grosse Retter der Wildbienen wähnten und merken, dass es sehr viel mehr braucht, um Wildbienen wirklich zu helfen ...
Künstliche Nisthilfen sind ein Irrweg, weil sich die umweltpädagogischen Hoffnungen eben nicht erfüllen.
Wer weiter behaupten will, sie hätten einen pädagogischen Nutzen, soll diesen bitte entsprechend belegen.
Last, but noch least:
Es kann, darf und soll jeder Freude an seiner Nisthilfe haben.
Solange man sich nicht einredet oder behauptet, sie leiste einen Beitrag zum Wildbienenschutz.
Aus unseren vielen Gesprächen, Führungen und Beratungen wissen wir, es ist lediglich eine Frage der Kommunikation. Wenn man sich die Mühe nimmt, Wildbienen in ihren Lebensräumen und an ihren natürlichen Nistplätzen zu zeigen, öffnet sich ein ganz neuer, ganzheitlicher Horizont, der nicht an einer Nisthilfe anfängt und aufhört. Was ist das für eine befremdliche und absurde Vorstellung, man müsste vor eine künstliche, menschgemachte Installation stehen, um für Wildbienen sensibilisieren zu können?
wildBee traut Erwachsenen und insbesondere Kindern (!) SEHR VIEL MEHR ZU
Wer Kinder ernsthaft und nachhaltig ans Thema Wildbienen heranführen möchte findet in unserer Erlebniswerkstatt geeignete Materialien.
Bei wildBee haben wir uns der Realität gestellt und haben für uns künstliche Nisthilfen als sinnvolle Möglichkeit ausgeschlossen. Deshalb machen wir selbst keine Nisthilfen mehr, reduzieren die vorhandenen künstlichen Nisthilfen in unserem Schaugarten und beteiligen uns auch nicht mehr an Projekten, in denen künstliche Nisthilfen erstellt werden sollen.
PRO
CONTRA
Da sie kaum Vorteile haben und so viele Nachteile,
schliesst wildBee sie von den sinnvollen Massnahmen aus.
Seit 2016 nahmen wir eine kritische Haltung ein, inzwischen haben wir weiteren künstlichen Nisthilfen bei uns ein Ende gesetzt. Wir möchten uns auf echten Wildbienenschutz und die dafür nötigen Lebensräume konzentrieren.
Wer sich dennoch mit künstlichen Nisthilfen befassen will:
Tolerabel sind allerhöchstens kleine, gut gemachte und vielfältig gefüllte Nisthilfen mit Morschholz, Sandwand, seitlichen Markstängel etc. wo das Nahrungsangebot der unmittelbaren Umgebung genügend hoch ist und die damit verbundene Kommunikation korrekt ist (Wildbienen-Beobachtung, aber nicht Wildbienen-Schutz).
Namentlich edukative Elemente für Kinder (Bastel-Bausätze) und Schulen, Gestaltungselemente an öffentlichen Plätzen etc.
Für echten Wildbienenschutz, wie der dringend nötig ist, braucht es andere Massnahmen rund um Lebensräume und die Gestaltung von Nistplätzen
Bitte haben Sie deshalb Verständnis dafür, dass wir uns lieber bei Projekten engagieren, bei denen es um die Förderung von Lebensräumen geht, als nur um das Basteln von Nisthilfen ...
An den Wildbienen-Häuschen (fälschlicherweise oft auch "Insektenhotel" oder "Wildbienenhotel"genannt) können wir Menschen einige wenige und bereits häufige Arten von Wildbienen beobachten (und wenn man sich damit genügend auseinandersetzt auch kennenlernen): nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Damit erfüllen diese Nisthilfen unter kundiger, edukativen Begleitung einen Nutzen in der Umweltbildung: Hier kann man Wildbienen kennen und lieben lernen, das faszinierende Leben der Wildbienen gefahrlos von nahem beobachten - ein wunderbares Naturspektakel!
Nisthilfen dienen dadurch uns Menschen, aber nicht den Wildbienen.
Sie leisten aber keinen Naturschutz: Es finden sich hier nur wenige Arten ein, die ohnehin häufig sind und keiner Förderung bedürfen.
Künstliche Nisthilfen können natürliche Nistplätze nicht ersetzen
Den vielen Wildbienenarten, die bedroht sind und dringend Hilfe brauchen, bringen diese künstlichen Nisthilfen nichts.
An Brisanz gewonnen hat diese Problematik, weil Menschen meinen, mit dem Aufhängen eines solchen "Hotels" sei den Wildbienen geholfen und es gäbe nichts weiter zu tun. Damit wurde dieser heikle Trend kontraproduktiv.
Leider haben sich verschiedene Unternehmen dies kommerziell zunutze gemacht und sogar Umweltorganisationen propagieren einseitig den Bau von Nisthilfen, statt sich vertieft und seriös mit dem Thema zu befassen und sinnvolle Aktiviäten und Angebote zu fördern ...
Eine im März 2015 veröffentlichte kanadische Studie hat diesen Trend zu "Bee Hotels" kritisch hinterfragt und spricht gar von Bee-Washing (-> Greenwashing). Mehr dazu in unserem Blog zur Studie und im Artikel zur Studie
Es erscheinen dazu auch immer mehr Bücher, die den Hype noch weiter anheizen und mangels Erfahrung fragwürdige Tipps liefern, so auch gewisse Facebook-Gruppen deren Administratoren nicht das nötige Wissen haben ...
Bitte seien Sie kritisch beim Kauf und beim Bau einer Wildbienen-Nisthilfe. Das Anpflanzen von einheimischen Wildpflanzen ist eine Massnahme, die Wildbienen und vielen anderen Tieren viel mehr bringt ...
Bitte reduzieren Sie Ihre Nisthilfen langfristig. Wenn Niststängel verwittern und nicht mehr belegt wurden (bitte mit einer Taschenlampe hineinleuchten um nicht Brutzellen im hinteren Teil zu übersehen) diese entsorgen und nicht mehr ersetzen.
Wir empfehlen selbständlich nicht, Nisthilfen zu entsorgen. Wir müssen die Verantwortung für die darin lebenden Tiere übernehmen. Es kann mehrere Jahre, evtl. sogar Jahrzehnte dauern, bis eine künstliche Nisthilfe zurückgebaut ist ...
Falls unsere bisherigen Argumente Sie nicht überzeugen konnten und Sie dennoch eine Nisthilfe bauen möchten, vermeiden Sie bitte Verletzungsgefahren, indem Sie die Materialien sorgfältig auswählen und bearbeiten.
Hier gibt es deshalb unsere frühere Bastel-Anleitung für künstliche Nisthilfen
als PDF zum ausdrucken:
Als Hilfestellung haben wir auch verschiedene Infofilme gemacht zu verschiedenen Materialien:
Wie macht man gute Niststängel?
In einer sehr gut gemachten Nisthilfe mit vielfältigen Materialien finden sich etwa 15 Arten von solitärlebenden Wildbienen ein. Leider sind die meisten handelsüblichen Modelle so miserabel gefertigt, dass sich dort kaum mehr als 2 bis 4 Arten einfinden können.
In der Umgebung der Nisthilfen braucht es auch ein entsprechendes Nahrungsangebot, nur wo genügend Nahrung ist, finden Wildbienen auch den geeigneten Nistplatz.
Leider werden beim Bau von Nisthilfen oft so viele Fehler gemacht, dass sie für Wildbienen fast immer kaum nutzbar sind. Oft schaden die Elemente sogar mehr als sie nützen und könnten zu tödlichen Fallen für die Wildbienen werden.
Damit Nisthilfen auch belegt werden, muss man einiges über die richtige Wahl der geeigneten Materialien wissen und wie diese bearbeitet werden müssen. Leider sind die oft verbreitenen Informationen falsch und viele Nisthilfen für Wildbienen völlig ungeeignet. Diese werden dann nicht oder kaum belegt, was schade für die grosse Arbeit ist. Es lohnt sich deshalb, sich vorher zu informieren bei kompetenten Informationen von Wildbienen-Spezialisten (siehe auch Büchertipps).
Genistet wird meist für ein ganzes Jahr, also eine lange Zeit, nicht nur ein paar Tage ...
Grundsätzlich muss eine Nisthilfe aber nicht gross sein, mehrere kleine Wohnungen im Garten verteilt sind besser als ganze Wohnkomplexe, denn sie entsprechen eher einer natürlichen Situation.
Wo sich Wildbienen einfinden, folgen bald darauf auch ihre Parasiten. Diese Parasitierungsrate steigt oft mit den Jahren und kann sogar so Überhand nehmen, das eine Population zusammenbricht. In der Natur finden sich nur vereinzelte Nistmöglichkeiten und dies macht es den Parasiten nicht zu einfach. Je grösser die Nisthilfe, desto einfacher ist es für sie ... Am besten ist es deshalb, wenn überhaupt dann nur verstreut kleinere Nisthilfen anzubieten als riesige Anlagen.
Welcher Durchmesser für wen?
Unser beliebtes Infoblatt rund um die Bewohner nach Durchmesser von 2 bis 9 mm
Wenn Sie wenig Zeit haben und nicht selbst basteln möchten, können Sie eine fertige Nisthilfe kaufen. Tipps zum Erkennen von guten Nisthilfen finden Sie etwas weiter unten. Leider wird hier viel Billigware angeboten, das sein Geld nicht wert ist und so gut wie nicht belegt wird. Inzwischen gibt es Nisthilfen auch schon in Baucentern zu kaufen, aber Achtung: auch hier ist kaum eine der angebotenen Varianten geeignet oder sinnvoll.
Viele Anbieter wie Neudorff, Windhager, Dobar und diverse Werkstätten etc. wurden mehrfach darauf hingewiesen, dass ihre Angebote nicht geeignet sind und auch von weiteren Insekten wie Schmetterlingen, Marienkäfer etc. nicht bewohnbar sind, ändern aber dennoch ein völlig untaugliches Angebot nicht, obwohl sie um die Mängel wissen.
Immer häufiger kommen Billignisthilfen aus China in den Handel, deren Produktion kritisch ist in Blick auf die Umweltbelastung, Materialeinsatz, Chemikalien und sozialen Arbeitsbedingungen. Nicht selten werden diese ab 50 U$-Cent angeboten. Diese Produkte sind so untauglich, dass sie keinerlei Mehrwert bieten, sondern eine Umweltbelastung darstellen bei der Herstellung, Transport und letztlich Entsorgung.
Wenn Sie gerne selbst etwas basteln möchten, aber nicht viel Zeit haben, ist vielleicht ein Bausatz die ideale Lösung ...
Seit 2016 fertigt die BSZ verschiedene von wildBee entwickelte Nisthilfen an:
Der Bausatz Wildbienen-Häuschen
Der Bausatz Gruppenhaus (für Kindergärten, Schulklassen, passend zu unserem Lehrmittel mit dem Schützlingsgruppen-Konzept)
Niströhrchen-Bund mit verschiedenen Durchmessern
Niströhrchen mit Bio-Stroh für kleine Wildbienen-Arten im Sommer
Seit Juni 2014 gibt es auch eine Nisthilfe der Stiftung Brändi (LU), die in Zusammenarbeit mit wildBee.ch verbessert wurde. Erhältlich ist sie in zwei Grössen, das Haus und das Chalet. Wir danken der Stiftung herzlich für Ihr grosses Engagement!
Seit März 2014 gibt es eine in Serie produzierte Nisthilfe, die fachlich korrekt ist. Die Werkstätten Bern waren bereit, ihre Nisthilfen mit Unterstützung von wildBee zu verbessern und so konnte nach einjähriger Arbeit daran die neue Version auf den Markt gebracht werden. Es sind die ersten Nisthilfen, die in Serie produziert und mit verschiedenen Materialien ausgestattet sind. 2016 wurde das Modell nochmals überarbeitet.
Wildbienen-Nisthilfen von F. Dossenbach, Thayngen, Tel. 052 649 12 31, f.dossenbach@bluewin.ch
Die Nisthilfen sind Herr Dossenbach sind kleine Kunstwerke und fachlich korrekt erstellt mit Bohrungen in die Längsseite von Hartholz
Weil es 2013 leider kaum Nisthilfen gab, die wir wirklich empfehlen können, hatten wir eine Nisthilfen entwickelt und mit unserem Partner «genau richtig» angeboten. Da wir aber die vielen Nachteile von künstlichen Nisthilfen sehen, konnte wir es nicht mehr mit unserem Gewissen verantworten, diese Angebote anzubieten. Wir haben sie deshalb auf 2017/18 eingestellt und auch die Werkstatt 2019 aufgehoben.
Alle Angebote unter dem Namen "Hotel", welche Stirnholzbohrungen (Bohrungen in die Jahresringe von Holzstücken / Ästen / Baumscheiben) und weitere Verletzungsgefahren für Wildbienen enthalten. Diese schaden mehr als sie nützen. | |
Die Angebote von "Wildbiene und Partner" werden von wildBee nicht empfohlen : mehr Infos |
Künstliche Nisthilfen kann man einfach selbst bauen - das macht besonders viel Spass. Zum Beispiel mit einem Bastelnachmittag in der Familie oder mit Freunden - oder an einem Vereinsanlass oder Schulprojekt.
Eine gute Nisthilfe braucht eine Rückwand und Seitenwände sowie ein schützendes Dach. Bei Holz ist eine Behandlung nötig, damit der Rahmen lange der Witterung standhält. Bieten Sie die verschiedenen Inhalte modular an, damit Sie diese mit der Zeit auch ersetzen oder erweitern können. Wird der Platz «vollgestopft» oder mit Lehm verbaut, können einzelne Teile nach einigen Jahren nur schwer ersetzt werden.
Am besten ist ein wettergeschützter Ort, zum Beispiel unter einem Vordach, einem breiten Fenstersims etc., so dass es nicht direkt auf die Nisthilfe regnet und insbesondere nicht direkt an die Nistmaterialien selbst. Sie braucht einen festen Stand, sollte also nicht baumeln.
Gut geeignet sind trockene, sonnige Standorte, mit Ausrichtung nach Südosten, damit die Wildbienen schon mit der Morgensonne starten können. Ideal ist etwas Schutz vor zu grosser Hitze durch ein Vordach, aber nicht zu viel Schatten, zum Beispiel durch Pflanzen in der unmittelbaren Umgebung.
Ideal ist auch ein Abstand von ca. einem Meter ab Boden, damit sie nicht in der Feuchtigkeit stehen oder durch Regenspritzer zu nass werden.
Nisthilfen können auch auf Balkonen und sogar in höheren Stockwerken sinnvoll sein: Sind hier gute Pflanzen als Nahrung, finden die Wildbienen ihren Weg.
Ungeeignet ist eine Nisthilfe in unmittelbarer Nähe zu einer stark befahrenen Strasse, die Gefahr ist sonst zu gross, dass die Wildbienen beim Hin- und Wegflug überfahren werden.
Nisthilfen müssen nicht aufwendig gepflegt werden. Doch es wäre schade, eine Nisthilfe einfach sich selbst zu überlassen. Viel mehr hat man auch selbst davon, wenn man sie regelmässig beobachtet, wo nötig erweitert, unbelegte Materialien ersetzt etc.
Während die Wildbienen alte Nester ausräumen (renovieren), können Resten von Pollen, Kotstückchen, Konkonwänden etc. sich ansammeln. Diese sollten vorsichtig weggebürstet werden, da sich daran Milben ansammeln können. Deshalb ist es wichtig, Nistmaterialien so anzuordnen, das sie auch langfristig gut gepflegt werden können.
Mindestens 1x jährlich im Frühling sollte geprüft werden, ob die Materialien noch in Ordnung sind oder evtl. ersetzt werden sollten. Stängel, die nicht mehr belegt worden sind (bitte vorher genau hineinleuchten, ob sie wirklich leer sind, evtl. hat es ganz hinten wenige Brutzellen) wenn nötig ersetzen. Es gibt auch Wildbienen, welche bereits gebrauchte Nistlöcher im Folgejahr selbst ausputzen um sie neu zu belegen ...
Im Zweifelsfall kann man den Eingang auch farblich markieren und sieht dann, ob er geöffnet und bereits wieder verschlossen wurde. Niststängel, bei denen die Brut über mehr als ein Jahr nicht geschlüpft ist, kann man entsorgen, hier sammeln sich Milben und weitere Parasiten an.
Sind Stängel nach einigen Jahren verwittert, sollten sie durch neue ersetzt werden.
Wichtig ist, dass die Materialien das ganze Jahr im Freien belassen werden, damit sich die Wildbienen natürlich entwickeln und ein Jahr später schlüpfen können. Auf keinen Fall sollten sie ins Haus genommen werden, da es sonst zu warm ist und sie dadurch vorzeitig schlüpfen und sterben würden. Die Wildbienen sind auch grosser Kälte optimal angepasst.
Bitte nicht "ausputzen"!
Im Herbst ist der Nestbau abgeschlossen, in den gut verschlossenen Nestern entwickeln sich die Wildbienen für den Start in die kommende Saison im neuen Jahr.
Leider gibt es aber immer noch Missverständnisse wegen des falschen Begriffs "Hotel" und manche berichten stolz, wie sie im Herbst alle diese Verschlüsse aufbohren für das kommende Jahr - und dabei die ganze Brut ungewollt töten ...
Die meisten Arten renovieren im kommenden Jahr nach dem Schlüpfen alte Nester selbst um darin zu nisten. Ein Ausputzen ist deshalb nicht nötig, das machen die interessierten Weibchen selbst.
Je mehr man über die Lebensweise dieser Tiere weiss, um so spannender sind die Beobachtungen und so besser kann man sie fördern ...
Im Internet kursieren die abstrusestens Tipps und Anleitungen zu Nisthilfen. Schlechte Tipps und Anleitungen multiplizieren sich noch durch Social Media. Gerade in Facebook-Gruppen nimmt eine immer fragwürdigere Besserwisserei Einzug bei gleichzeitigem Mangel an Erfahrung:
Welches Hartholz eignet sich für Bohrungen ins Längsholz?
Gute Erfahrungen haben wir bislang nur mit gut abgelagerter Esche gemacht.
Von Buchenholz raten wir ausdrücklich ab, insbesondere von Holzscheiten, Kaminholz etc.
Eignen sich auch Konservendosen?
Nein. In Konservendosen staut sich Hitze und es sammelt sich Kondenswasser an. Dadurch reissen die Niststängel darin leichter und die Brut kann Schaden nehmen. Naturmaterial (zB ein ausgehöhltes Holzstück) sind besser geeignet, da die Luft zirkulieren kann.
Ein weiteres Problem bei runden Formen ist die Anbringung. Sie sollte immer fest sein, also nicht frei baumelnd mit Schnüren etc.
Konservendosen brauchen auch ein schützendes Dach, so dass sich unten nicht Regenwasser ansammelt. Die Niststängel sollte deshalb auch nicht über den Rand des Behältnis ragen. Wir raten deshalb ab, Konservendosen zu verwenden.
Für kurzweiliges Bastel empfehlen wir unseren eigens dafür entwickelten Bausatz
Eignen sich Ton, Ziegel und Backsteine?
Wir empfehlen diese Materialien nicht, weil sie eine Anlage nur unnötig beschweren und bei Wildbienen nicht beliebt sind. Bei Ziegeln eignen sich nur die deutschen Strangfalzziegel. Auch in der Schweiz werden Ziegel mit Löcher produziert, sie enthalten jedoch einen Imprägnierstoff und werden von Wildbienen deshlab nicht belegt.
In den Strangfalzziegeln nisten nach unserer Erfahrung aufgrund des Durchmessers nur die Rostrote Mauerbiene, eine Art die aber an unzähligen anderen Orten auch nistet. Auch deshalb lohnt sich der Aufwand der Aufbereitung und das Gewicht nicht.
Backsteine eignen sich ausschliesslich als Halterung für Niststängel, wofür es aber viel geeignetere Möglichkeiten gibt.
Ton kann mit Hohlräumen versehen gebrannt werden. Der Aufwand ist jedoch hoch und der Nutzen gering, Hohlräume in Hartholz oder Niststängel sind einfacher und beliebter.
Eignen sich Pappröhrchen?
Pappröhrchen werden in der kommerziellen Mauerbienen-Vermehrung eingesetzt und sind günstig zu kaufen. Die Papierwände sind aber einer starken Parasitierung ausgesetzt, weshalb wir sie angeben (polnische Studie "Suitability of nesting substrates for the cavity-nesting bee Osmia rufa" mit dem Fazit "All nests in paper tubes were parasitized."). Auch ist der Aufwand, sie hinten mit Watte zu schliessen nicht zu unterschätzen. Nach unseren Erfahrungen sind die stabileren Wände von Bambus, Schilf etc. bei diesen Arten erheblich beliebter, weil sie besseren Schutz bieten.
Wir raten Privatpersonen deshalb davon ab.
Einfach ein paar Niststängel bündeln und aufhängen?
Frei der Witterung ausgesetze Niststängel reissen sehr schnell. Es ist wichtig, sie geschützt und in kleinen Einheiten sicher anzubieten.
An Schnüren festgebunden, baumeln sie und werden dann nicht belegt.
Gummibänder werden schnell spröde und reissen und sind eine Gefahr für andere Wildtiere. Am besten sind kleine Holzboxen, die einen sicheren und festen Platz haben.
Hier haben wir wichtige Punkte übersichtlich zusammengestellt. So können gute von schlechten Nisthilfen unterschieden und häufige Fehler erkannt werden:
Dos So ist gut |
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Don'ts So bitte nicht! |
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Fachwissen einholenOft werden die immer gleichen Fehler bei Nisthilfen gemacht, weil man sich zuvor nicht genügend informiert. Um Wildbienen wirkungsvoll zu schützen, braucht es Fachwissen. Es ist deshalb immer ratsam, kompetente Informationen von Spezialisten einzuholen. |
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Kleine Nisthilfen machen es Parasiten schwerBei grossen Anlagen mit vielen gleich grossen Hohlräumen können nach einigen Jahren Parasiten so überhand nehmen, dass sie unbrauchbar werden. Kleine Nisthilfen mit vielen unterschiedlichen Durchmessern sind besser an verschienen Orten im Garten. |
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Anlagen vor Witterung schützenDirekt der Witterung ausgesetzt, reissen und schimmeln die unbehandelt verkauften Rahmen bald und werden unbrauchbar. Holzrahmen können mit ökologischer Grundierung (Achtung, viele Mittel enthalten Gifte und Insektizide!) und Lasur geschützt werden, oder zB Lärchenholz verwenden. |
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Stängel einzeln zusägenWerden Stängel in Bündeln gesägt, ohne Berücksichtigung der Pflanzenknoten, sind die Innenräume oft kurz, offen durchgängig und unbrauchbar. Am besten jeden Stängel sorgfältig nach einem Pflanzenknoten zusägen, damit der Hohlraum möglichst tief und nutzbar ist für Wildbienen. -> unser Infofilm |
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Stängel sauber ausbohren/ausputzenWerden Stängel nicht gesäubert, sind sie oft verstopft, weisen Risse auf, die Eingänge sind unpassierbar wegen Spänen etc. Am besten jeden Stängel sauber ausbohren/ausputzen und den Eingang abschleifen. So sind sie besonders attraktiv für Hohlraumbewohner und gleich nutzbar. |
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Nur Laubholz verwendenNadelholz ist ungeeignet, weil sich mit der Zeit und Feuchtigkeit Späne aufrichten oder Harz austreten kann, beides kann Wildbienen verletzen. Aber auch Buche reisst leider oft. Mehrjährig abgelagertes Laubholz - am besten ist Eschenholz - ist besonders geeignet, denn es ist besonders hart. Mit scharfen Holzbohrern können Späne vermieden werden. |
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Hohlräume sauber bohrenHohlräume wurden unsauber oder mit unscharfen Bohrern bearbeitet, Späne ragen heraus und sind eine Verletzungsgefahr. Mit speziellen Holzbohrern gelingen saubere Eingänge ohne Späne. Jetzt noch das Bohrmehl ausklopfen und den Eingang sauber abschleifen. |
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Ins Längsholz bohren, nicht ins StirnholzWird ins Stirnholz gebohrt (in die Baumringe hinein) – oft zu sehen bei Baumscheiben – reissen diese schon sehr bald und werden für die Wildbienen unbrauchbar, weil Feuchtigkeit und Parasiten eindringen und der Brut schaden. Sie werden zu tödlichen Fallen und schaden den Wildbienen mehr, als sie nützen. Noch unbelegte Elemente am besten sofort entsorgen, bei teilbelegten Bohrungen (mit einer Taschenlampe hineinleuchten) die leeren am besten gleich verschliessen zB mit einer Schraube, damit hier nicht weiter genistet wird! Ausschliesslich ins Längsholz bohren, also in die Rindenseite, quer zu den Baumringen. Nur abgelagertes, hartes Eschenholz dafür verwenden, um Risse zu vermeiden. |
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Ton-Nistblock statt BacksteineBackstein-Löcher sind zu gross für Wildbienen. Sie eignen sich höchstens um darin Stängel anzuordnen, aber sie sind kurz, viel zu schwer und schützen wenig. Spezielle Nistblöcke aus atmungsaktivem Ton können mit verschiedenen Durchmessern für viele Arten versehen und dann winterhart gebrannt werden. Der Aufwand ist gross und die Belegung eher selten, viele Männchen übernachten aber gerne, weil die Hohräume Wärme speichern. |
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Richtiges Material für SteilwändeZu hartes Material (z.B. Lehm), kann von Wildbienen nicht bearbeitet werden, tiefe Löcher unterstützen nur Hohlraum-Bewohnende Arten. Diese Arten wollen selber graben, deshalb muss das Material kompakt aber dennoch fein genug sein. Kleine, kurze Löcher sind nur zum anlocken sinnvoll. -> unser Infofilm |
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Tiefe NisthilfenOft sind Nisthilfen zuwenig tief, die Stängel darin kaum 10 cm tief oder sogar kürzer und bieten nur wenig Platz für Brutzellen. Ideal sind Hohlräume von ca. 150 mm Tiefe, so können Wildbienen besonders viele wertvolle Brutzellen anlegen. |
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Unbehandelte, ökologische MaterialienOft wird minderwertiges Material verwendet, oft sogar bemaltes, mit Chemikalien imprägiertes etc, häufig ohne Deklaration. Am besten nur ökologische, unbehandelte Materialien verwenden, vorzugsweise natürlich aus der Schweiz und der Region. |
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Viele unterschiedliche DurchmesserOft werden mit wenigen Bohrergrössen viele Löcher angebracht. Wird z.B. nur 9 mm gebohrt, kann man nur im Frühling zwei Arten beobachten. Wer Löcher von 2, 3, 3.5, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 mm verwendt, kann mehr Arten von Frühling bis Herbst beobachten. |
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Sauber angeordnete, geschützte MaterialienOft sind Materialien willkürlich zusammengestopft und gequetscht, ganz schlecht, wenn geleimt, in Lehm gedrückt. So können sie später kaum ersetzt werden. Sauber angeordnete Materialien, zB in kleinen Kästchen, sind praktisch und schnell zu entnehmen, bearbeiten, wieder einzusetzen - fertig. |
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Naturbelassende MaterialienIn einigen Billig-Nisthilfen werden Niststängel sogar aus Plastik und anderen künstlichen Materialien angeboten - das hat wenig mit Naturschutz zu tun. Ökologische, natürliche Materialien, die sich letzlich auch ökologisch entsorgen lassen, z.B. Stroh aus biologischem Anbau - sind am besten. |
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Markhaltige StängelMarkhaltige Stängel werden waagrecht angeordnet kaum von Wildbienen angenommen. Markhaltige Stängel am besten vertikal anbieten, ideal sind zB verholzte Brombeerstängel. > unser Infofilm |
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Glasröhrchen meidenNatürlich möchte man die Entwicklung in der Brutzelle gerne mitverfolgen. In den oft verwendeten Glasröhrchen verpilzen sie aber meist. Zugunsten der Wildbienen am besten auf alle Elemente verzichten, die ein Risiko für Tiere darstellen und mehr schaden als nützen. |
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Gegenspieler separat fördernIn sogenannten "Insektenhotels" wird oft falsch kombiniert. So ist z.B. Holzwolle für Ohrwürmer, die aber Pollenräuber bei Wildbienen sind und so zu leichtes Spiel haben. "Insektenhotels" in etwas Entfernung zu Wildbienen-Nisthilfen aufstellen, wenn überhaupt. |
VORSICHT
vor Beehome-Patenschaften von Mauerbiene+Partner
Grundsätzliches
Nisthilfen sind künstliche Elemente, deshalb sind natürliche Kleinstrukturen immer wertvoller. Abzuraten ist von allen Modellen und Anleitungen unter dem Titel "Hotel", den hier verrät schon der Begriff das fehlende Fachwissen der Anbieter ...
Vorsicht ist auch angebracht, bei allen unlauteren Anpreisungen, die Nisthilfen würden Wildbienen helfen, sie fördern, dem Naturschutz oder gar dem Artenschutz dienen etc. Diese Behauptungen treffen leider nicht zu. An gut gemachten Nisthilfen kann man Wildbienen beobachten und kennen lernen, sie sind ein Element der Umweltbildung. Sie sind aber keine echte Förderung von Wildbienen, insbesondere nicht der Arten, die dringend Förderung brauchen ....
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